Briefe von Dorje Shugden-Anhängern:

 

"Solange unsere eigenen tibetischen Führer Menschenrechte und religiöse Freiheit außer aller Acht lassen, wird es auf internationaler Ebene keine Lösung der tibetischen Probleme geben."

 

"Auch wollen wir hier mitteilen, dass wir weder politischen Zielen nachgehen, noch die chinesische Strategie gegenüber Tibet unterstützen und auch die olympischen Spiele 2008 nicht beeinträchtigen wollen."

 

1. Warum die Gründung unserer Organisation notwendig geworden war.

2. Unser Problem ist eine äußerst ernste religiöse Verfolgung und Verletzung grundlegender Menschenrechte.  

 

Warum ist die Gründung unserer Organisation notwendig geworden

Dorje Shugden Devotees Charitable & Religious Society, Delhi, Dehli, Februar 2008

 

"Unsere Organisation verfolgt keine kommerziellen, politischen oder sektiererischen Ziele irgendeiner Art. Es ist vielmehr unser innigster Wunsch, eine heilsame und harmonische Beziehung mit allen Wesen, mit allen Religionen und insbesondere mit allen anderen Buddhisten, welcher Tradition sie auch folgen mögen zu unterhalten."

 

"In tiefstem Respekt für alle unsere Meister der Vergangenheit und der Gegenwart, bewundern wir den Mut dieser Mönche und Personen, die Opfer von Ungerechtigkeit und Diskriminierung wurden, ohne Dharma-Gelübde oder Gesetze dieser Welt übertreten zu haben. Wir hoffen, dass dieser sinnlose Streit bald im Einklang mit den Prinzipien des Dharma und den Gesetzen des Landes beigelegt werden kann. Voller Hoffnung und Vertrauen blicken wir auf das unparteiische Urteil des Gesetzes und der Bevölkerung dieser grossen indischen Nation sowie auf die Hilfe der freien Welt."

 

Dorje Shugden ist der Name einer buddhistischen Dharmabeschützer-Gottheit

Vielleicht wundern Sie sich, weshalb eine Organisation den Namen einer Gottheit trägt. Ein eigenartiges, noch die da gewesenes Ereignis in der tibetischen Exilgemeinschaft in Verbindung mit dieser Gottheit führte zur Gründung unserer Gesellschaft.

In Tibet und auch während der ersten zehn Jahre im Exil betrachtete der Dalai Lama diese Gottheit als wohlgesinnten, zuverlässigen und wirkungsvoll hilfreichen Beschützer in schwierigen Zeiten. In einem unvorstellbaren Gesinnungswandel begann der Dalai Lama genau diese Gottheit als äußerst schädlichen, sein Leben bedrohenden Dämon zu betrachten, der für alles verantwortlich ist, was in der Sache Tibets schief läuft.

Diese Abneigung des Dalai Lamas gegenüber der Gottheit, die von Leuten seines engsten Kreises bewusst während zwanzig Jahren geschürt wurde, erfuhr schließlich ihren Höhepunkt in einer öffentlichen Anschuldigungen der Gottheit und seiner Anhänger im März 1996 während der öffentlichen Frühlingsunterweisung in Dharamsala. Der Dalai Lama äußerte sich in barschen Worten: "Wenn ihr Leute wollt, dass ich verdammt sei und euch die Freiheit Tibets egal ist, dann verehrt weiterhin diesen bösen Geist."

Diese Provokation löste in der tibetischen Gesellschaft sofort einen gewaltigen Aufruhr aus. Nach der besagten Unterweisung schritten zwei Nonnen des Gelug-Nonnenklosters in Dharamsala zur Tat und zerstörten eine aus Ton gefertigte Statue dieser Gottheit ihres Tempels. Diese Statue war mit vielen Dharanis und Segnungen durch den Dalai Lama und seiner beiden verehrtesten Lehrer gefüllt. Die Nonnen stießen die Statue auf den Boden, trampelten darauf herum und warfen die Teile danach auf den Abfallhaufen.

Dies war der Beginn einer massiven, weltweiten Kampagne gegen diese Gottheit und deren Anhänger durch die tibetische Exilregierung. Genau diese Regierung behauptet aber, ein demokratisches System auf der Grundlage einer demokratischen Verfassung zu vertreten, deren Originalfassung seinen Bürgern alle Menschenrechte einschließlich der Glaubensfreiheit gewährt. Trotzdem machte die tibetische Exilregierung die persönliche Abneigung des Dalai Lamas für diese Gottheit zum Inhalt ihrer Politik, und rief zu Unterschriften-Kampagnen in Klöstern und Gemeinschaften auf.

1996 wurden Vertreter der Regierung in die drei großen Gelug-Klöster Sera, Drepung und Ganden in Südindien geschickt, wo sie eine gespannte Atmosphäre des Misstrauens verbreiteten, ähnlich den öffentlichen Anklagen, wie sie die Chinesen in Tibet während der Kulturrevolution durchführten. Alle Mönche wurden in ihren Tempeln zusammengerufen und gezwungen, zwischen dem Dalai Lama und der Gottheit Dorje Shugden zu wählen. Aus Angst und aus Sorge, den Dalai Lama zu verärgern, gaben viele ihre Unterschrift zu seinen Gunsten. Andere, etwas besonnenere Mönche waren zurückhaltender und verweigerten ihre Unterschrift. Einige erklärten, eine solche Wahl sei genauso unmöglich, als wenn man zwischen seinen beiden Elternteilen oder seinen eigenen beiden Augen wählen müsste.

Von diesem Tag an wurden Unterschriftsverweigerer jedoch als Verräter und Dalai Lama-Gegner abgestempelt. Mit zunehmendem Eifer wurden seither an verschiedenen Orten ständig Kampagnen zur Auslöschung des Namens Dorje Shugden unternommen, begleitet von Zerstörungen heiliger Texte und Darstellungen der Gottheit.

Besonders absurd war, dass in der Zerstörungswut manchmal auch falsche Darstellungen vernichtet wurden. Dem Dalai Lama selbst widerfuhr ein entsprechender Fehler, als er im Kloster Sera Me über ein Gemälde wetterte, von dem er annahm, es handle sich um eine Darstellung von Dorje Shugden, während es in Wirklichkeit eine Darstellung einer anderen, ähnlich aussehenden Gottheit war. Darauf folgte eine peinliche Entschuldigung des Dalai Lama. Es gibt viele auf einem Löwen reitende Beschützergottheiten mit einem goldenen Hut.

Da die Lage immer schwieriger wurde, ist die Gründung unserer Dorje-Shugden-Gesellschaft unabdingbar geworden. Natürlich ist es nicht unser Ziel, diese erleuchtete Gottheit vor Schaden zu bewahren, sondern unser Ziel ist es, tausende von Menschen vor Diskriminierung, Ungerechtigkeit und dem Verlust grundlegender Menschenrechte zu schützen.

Alle tiefgründigen religiösen Übungen im Zusammenhang mit dieser Gottheit wurden uns gemeinsam mit den Überlieferungen aller weiteren Aspekte der Lehren Buddhas von grossen Meistern, wie Seiner Heiligkeit Kyabje Trijang Dorje Chang, einem der beiden Tutoren des Dalai Lama, übertragen. Seiner Güte haben alle Tibeter unendlich viel zu verdanken. Damit die wertvollen Leistungen dieser Meister für den Dharma und die Lebewesen nicht falsch interpretiert, verzerrt oder ausgelöscht werden, haben die Anhänger Dorje Shugdens in Indien, Nepal und anderswo beschlossen, diese Gesellschaft ins Leben zu rufen. Unsere Organisation verfolgt keine kommerziellen, politischen oder sektiererische n Ziele irgendeiner Art. Es ist vielmehr unser innigster Wunsch, eine heilsame und harmonische Beziehung mit allen Wesen, mit allen Religionen und insbesondere mit allen anderen Buddhisten, welcher Tradition sie auch folgen mögen zu unterhalten.

Seit der Gründung dieser Organisation haben wir wiederholt mit aller Ernsthaftigkeit und voller Hoffnung demütig an den Dalai Lama und die zuständigen Behörden appelliert, sie mögen unserer Situation Beachtung schenken und uns die Erlaubnis geben, weiterhin unsere Gebete und Verehrung auszuüben, wie dies in den vergangenen Jahrhunderten über Generationen getan wurde. In der Hoffnung auf einen Dialog haben unsere Organisation sowie andere Personen und Gruppen, wie die Versammlung der Gelug-Lehrer in Europa, den Dalai Lama um Audienzen gebeten. Zur grossen Enttäuschung aller wurden solche Bitten barsch abgelehnt, als wären unsere Personen und Anträge jeglicher Aufmerksamkeit unwürdig.

Wir haben auch die Würdenträger unserer Klöster um Vermittlung gebeten. Obwohl viele von ihnen tief besorgt sind über die Situation, brachte kein einziger den Mut auf, die Unfehlbarkeit unserer Exil-Verwaltung in Dharamsala herauszufordern. Traurig mussten wir feststellen, dass viele unter ihnen sich mehr um ihre eigene Position und ihre Karrieren kümmern, als um das Schicksal des Dharma.

Einige der betroffenen Äbte versuchten, diese Sache in ihren Klöstern so gut sie konnten herunterzuspielen, was eine Eskalation vorübergehend unterband. Anlässlich eines von uns organisierten Treffens in Delhi, beschlossen die Äbte von Sera, Drepung und Ganden, dem Dalai Lama um eine Audienz zu bitten, um dieses Problem zu besprechen. Auch diese Anfrage wurde, genau wie alle vorherigen, abgelehnt. So scheiterte jede aufrichtige Bemühung, dieses Problem in offener, weiser und ehrlicher Weise zu lösen, schon bevor es zur gegenwärtigen Eskalation kam.

Unter dem Einfluss übelgesinnter Berater, in der Form von Regierungs-Orakel und Lieblings-Schülern, heizte der Dalai Lama weiterhin die Auseinandersetzung um Dorje Shugden auf und dehnte sie zu einer weltweiten Kampagne aus. Bei fast allen öffentlichen Auftritten im Osten wie im Westen erwähnt er diesen Punkt und beschuldigt vehement die Gottheit und ihre Anhänger.

Tausende von Tibetern werden gegen ihren Willen durch ein Verbot davon abgehalten, an seinen Unterweisungen und Einweihungen teilzunehmen, weil ihnen das "reine Samaya" (spirituelle Verbindung) fehle, während Atheisten und Nicht-Buddhisten sehr willkommen sind.

Viele Buddhisten, die zu den Lehrreden des Dalai Lamas im Ausland kamen, die normalerweise von Worten des Friedens, der Toleranz, des ökumenischen Dialogs und universeller Verantwortung geprägt sind, erlebten gegen Ende der Reden mit Äußerungen über Dorje Shugden häufig eine unerwartete Überraschung. Wir betrachten diese Entwicklungen als äußerst bedauernswert, besonders in einer Zeit internationaler Anerkennung des Dalai Lama und der Verbreitung seines werten Namens.

Noch tragischer ist aber, dass die tibetische Regierung alle ihre Mittel und Anstrengungen einsetzt, um dieses unglückliche Problem auch in unser Heimatland Tibet zu bringen. Unsere Brüder und Schwestern, die unsagbares Leid unter der kommunistischen Herrschaft erfahren hatten, konnten in den letzten Jahrzenten endlich wieder etwas aufatmen und eine gewisse religiöse und wirtschaftliche Freiheit genießen. Sie befanden sich gerade in einer euphorischen Phase des Wiederaufbaus von Tempeln und Klöstern und durften glücklich und in Harmonie ihre Lamas und Gottheiten verehren. Aufgestachelt durch die Exilregierung wurden Gerüchte verbreitet wie: "Dorje Shugden sei ein Dämon, gefährde das Leben des Dalai Lama und verhindere die Freiheit Tibets". Dies schürte erneut Misstrauen im Geist vieler und führte zu neuen Konflikten und Zwietracht in der Bevölkerung.

Solche Anschuldigungen betrachten wir als besonders böswillig und betrügerisch, weil in der allgemein veröffentlichten Exil-Politik bezüglich des zukünftigen Tibets betont wird: "Es ist gewinnbringend in der großen Familie Chinas zu leben" – und das Ziel der tibetischen Unabhängigkeit wird als unzeitgemäß und überholt abgetan.

Während der letzten zwölf Jahre wurden den Anhängern dieser Gottheit von der Exilregierung Schritt für Schritt immer mehr Einschränkungen auferlegt. Die Exilregierung scheut keine Mühe, um die öffentliche Meinung zu formen, indem sie Bezichtigungen gegen Dorje Shugden verbreitet und damit die betroffene Bevölkerungsgruppe an den Rand der Gesellschaft drückt und schrittweise zu Außenseitern macht. Es ist mehrfach vorgekommen, dass Kinder in Schulen und Leute bei der Arbeit mit Ausschluss konfrontiert waren oder bis zur Unerträglichkeit belästigt wurden. Disharmonie wurde in allen Schichten der Gesellschaft verbreitet und hat bis hin zu Spaltungen von Familien geführt. Zudem führte die Exilregierung ein neues Vokabular ein, das es in der Geschichte Tibets noch nie gegeben hatte: Tibeter werden nun in "reine" und "unreine" unterteilt. Nicht einmal den Kommunisten kamen während der Kulturrevolution solche Ausdrücke in den Sinn.

Zielscheiben dieser Angriffe sind vor allem die Mönche der drei großen Klöster Drepung, Sera und Ganden sowie auch die Klosteruniversitäten Gyutö und Gyume, die eigentlichen Zentren des tibetischen Buddhismus der Gelug-Tradition. Es ist eine eigenartige Schicksalswende, da gerade diese Klöster von alters her eine traditionelle tiefe Treue gegenüber der tibetischen Regierung hatten. Nun sind sie die Opfer, auf deren Rücken die tibetische Regierung ungehemmt ihre ganze Macht ausübt.

Das sogenannte Gelug-Konzil wurde mehrmals in Dharamsala einberufen, mit dem Verbot Dorje Shugdens als zentralem Thema. Von Äbten und Klostervertretern wurde erwartet, dass sie die im Voraus beschlossenen Resolutionen unterschreiben würden. Einige der führenden Persönlichkeiten, wie das gegenwärtige Oberhaupt der Gelug-Tradition, S.H. der Ganden Tripa, waren zutiefst besorgt über die Diskriminierung und Spaltung der Tradition, konnten es aber aufgrund der fortgesetzten Mahnungen seitens des Dalai Lama und aufgrund fehlender Unterstützung anderer Teilnehmer nicht verhindern, auch selbst unterschreiben zu müssen. Als Tri Rinpotsche unglücklich feststellte, dass es keinen anderen Ausweg mehr gab als zu unterschreiben, betonte er, dass er seine Unterschrift nicht in seiner Funktion des Ganden Tripa gab, sondern lediglich als Privat-Person, als einfacher Mönch. In solchen Verfahren wurde den Klöstern Resolution um Resolution mit neuen Regeln und Vorschriften auferlegt, die alle zum Ziel haben, den unnachgiebigen Gegnern der Gottheitenpolitik der tibetischen Regierung das Leben bis zur Unmöglichkeit zu erschweren.

Unterschrifts- und Schwör-Aktionen vor verschiedenen Statuen wurden zum ersten Mal in der Geschichte Tibets ausgeführt – und gehören nun bereits zum Alltag. Für viele unparteiische Beobachter ist es herzzerreißend, mit ansehen zu müssen, wie gebildete, in Philosophie und Dialektik gut geschulte Mönche, sich auf so seltsame Aktionen einlassen müssen, wie das Schwören mit lauter Stimme im Namen einer bestimmten Gottheit, um wieder eine andere Gottheit aufzugeben. Doch dank des standhaften Vertrauens und des Einsatzes vieler Mönche in diesen Klöstern, konnten diese "Säuberungsaktionen" bisher noch nicht zu der von der Exilregierung ersehnten "Vollendung" gebracht werden.

Während der regelmäßig stattfindenden Winter-Logik-Session hat dieses Jahr eine Gruppe politisch aktiver Mönche des Klosters Sera in einem wohlgeplanten Streik einen Aufruhr verursacht. Diese Mönche weigerten sich, an der großen Debatte teilzunehmen, indem sie von sich selbst behaupteten "rein" zu sein und sich weigerten, mit "Unreinen" zu debattieren. Die klösterlichen Behörden handelten weise und gerecht und konnten die Unstimmigkeit vorübergehend beruhigen. Erstaunlicherweise verurteilte der Dalai Lama, bei einer öffentlichen Unterweisung und der Einweihung des neuen Tempels vom Kloster Drebung Loseling zwei Wochen später, das Vorgehen der Verantwortlichen und sprach den Aufrührern seine volle Unterstützung zu.

Auf dem selben Ereignis bezichtigte der Premierminister der Exilregierung, Samdong Rinpoche, die Dorje Shugden-Anhänger der chinesischen Spionage und bezeichnete sie als Gefahr für sein eigenes Leben und das Leben des Dalai Lama. Mit seiner üblichen geblähten Rhetorik zielte er darauf ab, das tibetische Volk von den wirklichen Problemen Tibets und den Fehlern der Regierung abzulenken, die im Kampf um die tibetische Angelegenheit ständig an Boden verliert. Diese Taktik, in der Öffentlichkeit negative Gefühle gegenüber einem Teil unseres eigenen Volkes zu erzeugen, brachte nicht die gewünschte Wirkung. Es scheint, als ob die Zuhörer sich schon an diese Routine gewöhnt haben.

In den Klosteruniversitäten jedoch war die Exilregierung entschlossen, diesmal das Jüngste Gericht walten zu lassen. Mit einer hinterlistigen Drohung wurden wieder Abschwör-Prozesse angeordnet. Diesmal in dreifacher Art: Ausfüllen und Unterschreiben von Formularen; im Namen von Gottheiten schwören; und Stimm-Stöcke werfen (eine falsch verwendete Vinaya-Tradition). Bei diesem dreifachen Vorgehen mussten die Mönche bestätigen, dass sie für immer Dolgyal (Dorje Shugden) aufgeben würden und alle ihre Beziehungen und Verbindungen auf spiritueller wie auch auf alltäglicher materieller Ebene mit jedem zu unterbinden, der Dolgyal weiterhin verehrt.

Die Klosterverantwortlichen wurden dabei offen aufgefordert, darauf zu achten, dass dieser Schwörprozess nicht als ein Vorgehen der Regierung entlarvt würde, sondern, dass es so aussah, als handle es sich um ein freiwilliges Vorgehen seitens der klösterlichen Gemeinschaft selbst. Demzufolge lehnten es Regierungsvertreter ab, persönlich teilzunehmen, auch wenn sie eingeladen wurden.

In allen drei großen Klöstern sowie auch einigen kleineren Gelug-Gemeinschaften der Umgebung musste jedes einzelne Haus an diesen Versammlungen teilnehmen. Sogar die örtliche Polizei wurde unter dem Vorwand herbeigerufen, es seien seitens der Shugden Anhänger gewalttätige Ausschreitungen zu erwarten. Doch unsere Mönche in Ganden und Sera blieben ruhig und ungestört in ihren eigenen Abteilungen, sprachen Gebete und gingen weder schwören noch unterschreiben.

Dieses Vorgehen der Exilregierung führte zum offiziellen Ausschluss von fünfzehn Mönchen der Serkong-Abteilung aus dem Ganden Jangtse Kloster. Die große Mehrheit der Mönche der Dokhang Abteilung von Ganden Shartse und der Pomra Abteilung von Sera Me, zusammen etwa tausend Personen, weigerten sich ebenfalls, an den Abschwörungen teilzunehmen. Ihre Zukunft ist jetzt sehr ungewiss.

Diese ehrwürdigen Mönche sind Tulkus, Geshes, Gelehrte, Meditierende und Mönche, die voller Hingabe im Dienste ihres Klosters stehen. Einschließlich der jungen Aspiranten, haben sie einstimmig beschlossen, sich den Herausforderungen zu stellen und alle Bürden auf sich zu nehmen, um die Lehre von Buddha Shakyamuni zu erhalten, und ebenso auch die Tradition der großen Meister, wie der beiden Wegbereiter Nagarjuna und Asanga, Atisha Dipamkara Shri Gyana und des allwissenden Meisters Je Tsongkhapa, bis zu den großen Meistern unserer Zeit, Phabonka Dechen Nyingpo, Kyabje Trijang Dorje Chang, Kyabje Zong Dorje Chang und vielen anderen. Niemals, nicht einmal auf Kosten ihres Lebens, würden diese Mönche Fehler in den Unterweisungen jener großen Meister sehen und ihr Vertrauen in den Beschützer Dorje Shugden aufgeben. Denn dieser Beschützer wurde von den großen Sakyapa-Meistern als Ausstrahlung des mitfühlenden Buddhas Avalokiteshvara erkannt, von den außergewöhnlichen Meistern unserer Tradition als Ausstrahlung des Vajrapani und im besonderen als Verkörperung der Weisheit aller Buddhas, als Ausstrahlung des Manjushri bestätigt.

In tiefstem Respekt für alle unsere Meister der Vergangenheit und der Gegenwart, bewundern wir den Mut dieser Mönche und Personen, die Opfer von Ungerechtigkeit und Diskriminierung wurden, ohne Dharma-Gelübde oder Gesetze dieser Welt übertreten zu haben. Wir hoffen, dass dieser sinnlose Streit bald im Einklang mit den Prinzipien des Dharma und den Gesetzen des Landes beigelegt werden kann. Voller Hoffnung und Vertrauen blicken wir auf das unparteiische Urteil des Gesetzes und der Bevölkerung dieser großen indischen Nation sowie auf die Hilfe der freien Welt.

Delhi, Februar 2008

 

Unser Problem ist eine äußerst ernste religiöse Verfolgung und Verletzung grundlegender Menschenrechte.

Dorje Shugden Charitable & Religious Society, Pressemitteilung, New Delhi, 28. April, 2008

 

Das Land Tibet erfährt gegenwärtig eine der schwierigsten Zeiten in seiner Geschichte. In einer solchen Zeit über interne Probleme sprechen zu müssen, betrachten wir als äußerst bedauernswert. Wenn es sich um geringe Probleme handeln würde, wäre es das einzig Richtige, die Situation herunterzuspielen und zu ignorieren.

Leider ist unsere Lage nicht einfach und auch nicht auf eine geringe Zahl von Menschen beschränkt. Vielmehr beeinträchtigt sie das Leben zahlloser Tibeter sowohl im Exil als auch in Tibet selbst. Kurz gesagt, unser Problem ist eine äußerst ernste religiöse Verfolgung und Verletzung grundlegender Menschenrechte - es ist eine Situation, wie sie in der Geschichte des Landes Tibet noch nie aufgetreten ist - und eine Situation, die in einem solchen Maß unlogisch ist, dass sie von einer vernünftigen Person dieser Welt nicht nachvollziehbar ist.

Um ein besseres Verständnis zu geben, möge folgende Analogie dienen:

Wenn S.H. der Papst einem weit verehrten Heiligen des Christentums eines Tages entsagen würde, wäre das sicher ein strittiger Fall. Wenn der Papst dann diesen Heiligen zu einem bösen Geist erklären würde, mit der Begründung, dass die Verehrung dieses Heiligen dem Leben des Papstes und der politischen Freiheit Italiens schade, würde die Sache lächerlich werden. Wenn dann darüber hinaus die italienische Regierung die Abneigung des Papstes für diesen Heiligen zur Politik machte und alle Italiener zwänge diesem Heiligen öffentlich abzuschwören und per Unterschrift zu bestätigen, dass sie fortan jegliche Beziehung auf geistiger wie auch auf materieller Ebene zu Personen, die weiterhin diesen Heiligen verehren, unterlassen werden, dann würden wohl alle ehrlichen Personen dieser Welt protestieren. Die gegenwärtige Situation unter den Tibetern entspricht jedoch sehr genau diesem Beispiel.

Die Entwicklungen bis zu diesem Punkt haben ihre Wurzel in den 70er Jahren, als S.H. der Dalai Lama mehr und mehr dem Einfluss übel gesinnter Berater unterlag - solchen Personen wie dem sogenannten "Staats-Orakel" und einigen Politikern seines Umfelds. Diesen Personen gelang es, in S.H. dem Dalai Lama eine Abneigung gegenüber einer Gottheit von hunderten ähnlicher Gottheiten des tibetischen Buddhismus zu schüren. Hunderttausende Tibeter haben während vieler Generationen auf diese Beschützergottheit, die Dorje Shugden genannt wird, vertraut. Unter diesen waren auch viele hervorragende Persönlichkeiten, die dem tibetischen Volk größte Dienste erwiesen hatten, wie zum Beispiel der persönliche Lehrer des Dalai Lama, Kyabje Trijang Dorje Chang, der Hofmeister Phala, der die sichere Flucht des Dalai Lama nach Indien organisiert hatte, die Leibwächter des Dalai Lama und viele Khampa- Freiheitskämpfer, die für die Sicherheit des Dalai Lama sogar ihr Leben gegeben haben.

Im Jahr 1978 begannen das Staatsorakel und Seine Heiligkeit Kritik an dieser Gottheit zu äußern, die dann von Jahr zu Jahr zu immer heftigeren Anschuldigungen wurde. Im Frühling 1996 erhob Seine Heiligkeit seine erste öffentliche Anklage gegen Gottheit in Dharamsala während der Frühlingsunterweisungen mit folgenden Worten: ""Wenn ihr Leute wollt, dass ich verdammt sei und euch die Freiheit Tibets egal ist, dann verehrt weiterhin diesen bösen Geist."

Diese Worte lösten in der tibetischen Gemeinschaft einen gewaltigen Aufruhr aus, der bis zum heutigen Tag anhält. Die tibetische Exilregierung machte die persönliche Abneigung des Dalai Lama für diese Gottheit zum Inhalt ihrer Politik und unternimmt bis heute eine weltweite Kampagne gegen diese Gottheit und jeden damit irgendwie verbundenen Menschen.

In den vergangenen Jahrzehnten konnten wir Tibeter dank der Großzügigkeit der Regierung und der Bevölkerung Indiens ein harmonisches Leben im Exil führen - unsere Klöster aufbauen und unseren Studien und religiösen Beschäftigungen in Frieden und Sicherheit folgen. Durch den fortgesetzten Druck der Exilregierung seit 1996 jedoch waren Harmonie und Frieden schnell zerstört und eine enorme Spaltung wurde in der tibetischen Gemeinschaft ausgelöst.

Viele Male ließ die Exilregierung Unterschriftskampagnen durchführen, in denen man bestätigen musste, dass man sich von dieser Gottheit abwende. Manche fügten sich dem Druck, teils aus Respekt für den Dalai Lama, teils aus Angst, den Dalai Lama zu verärgern. Andere formulierten ihre Sorge über das auferlegte Dilemma, zwischen Seiner Heiligkeit und dem eigenen religiösen Glauben entscheiden zu müssen, als eine so unmögliche Wahl, wie der Zwang, sich per Unterschrift zwischen seinem Vater oder seiner Mutter entscheiden zu müssen. Aber alle, die solche Unterschriften verweigerten, waren damit als Verräter gebrandmarkt. Diese Vorgangsweisen lösten unter den Tibetern im Exil eine schwere gesellschaftliche Spaltung aus. Und mit allen erdenklichen Vorwänden unternahm die Exilregierung viele Anstrengungen, diese mysteriöse Kampagne nach Tibet zu bringen, wo sich seither diese unglückliche Spaltung ebenfalls verbreitet.

Die sich ständig verschlimmernde Lage führte dazu, dass 1998 die Dorje Shugden Gesellschaft gegründet wurde. Seit unserem Bestehen haben wir mit allen vernünftigen Mitteln versucht, dieses Problem zu lösen. Es wurden Petitionen eingereicht an S.H. den Dalai Lama, an die Abteilung für Religion der Exilregierung, an Würdenträger aus Religion und Politik, mit der Bitte um Verständnis für unsere Lage und der Bitte, unserer religiösen Auffassung so folgen zu dürfen, wie es unsere Meister und Vorfahren getan haben. Alle diese Versuche wurden mit barschen Worten zurückgewiesen. Druck und Einschränkungen durch S.H. den Dalai Lama und die Exilregierung wurden ständig verstärkt, bis zu dem Punkt, wo jetzt die Gottheit als chinesischer Dämon angeprangert wird und alle, die ihre Abwendung nicht öffentlich bekunden, als chinesische Spione und Kollaborateure verteufelt werden.

Im Januar dieses Jahres haben Seine Heiligkeit und Samdong Lama, der Premierminister der Exilregierung, öffentlich und vehement die allgemeine Stimmung gegen Anhänger von Dorje Shugden angeheizt. Es wurden wieder Schwör- und Unterschrifts-Aktionen innerhalb und außerhalb der Klöster veranstaltet, bei denen jeder einzelne Bürger öffentlich bekunden musste, dass er sich sowohl von jeglicher Verehrung der Gottheit abwende als auch "jegliche Beziehung auf geistiger wie auch auf materieller Ebene" mit Anhängern von Dorje Shugden unterbinde.

Diese Aktionen erzwangen eine Teilung der klösterlichen Gemeinschaft, ein Ende aller gemeinsamen Studien und gemeinsamen Gebete. Auch im alltäglichen Leben ist nun jegliche soziale Gemeinsamkeit verboten, kein gemeinsames Zusammenleben, keinerlei Zusammenkommen und auch keine geschäftlichen Beziehungen darf es mehr zwischen den aufgespaltenen Bevölkerungsteilen geben. Einige Exil-Organisationen setzen sich sogar dafür ein, jeden Anhänger Dorje Shugdens gänzlich aus Indien zu vertreiben. Kinder von Eltern, die nicht gegen Dorje Shugden geschworen haben, werden in Schulen gezielt drangsaliert und einige tibetische Geschäfte haben Schilder ausgehängt "Kein Zutritt für Anhänger von Dorje Shugden".

Mit solchen Vorgangsweisen wurden wir gänzlich aus der tibetischen Gemeinschaft ausgeschlossen. Alle diese Geschehnisse sind derart bizarr, dass sie gänzlich unglaubwürdig klingen mögen, während sie gleichzeitig tägliche, unerträgliche Realität unseres Lebens im Exil geworden sind.

Mit unseren beschränkten Mitteln haben wir Hilfe bei der Regierung Indiens und einigen internationalen Organisation gesucht, aber das übermächtige Ansehen S.H. des Dalai Lama und die Unfassbarkeit dieser Ereignisse ließen bisher wenig Beachtung entstehen. Da zum gegenwärtigen Zeitpunkt viel Aufmerksamkeit in der Welt auf Tibet gerichtet ist, versuchen wir auf unsere schwierige Lage hinzuweisen und suchen vor allem bei der Regierung und der Bevölkerung Indiens - unsere einzige Hoffnung - Schutz und Zuflucht. Ebenso suchen wir die unvoreingenommene Aufmerksamkeit aller ehrlichen Menschen dieser Welt als Zeuge.

Solange unsere eigenen tibetischen Führer Menschenrechte und religiöse Freiheit außer aller Acht lassen, wird es auf internationaler Ebene keine Lösung der tibetischen Probleme geben.

Es ist ebenfalls wichtig zu wissen, dass die Menschen, die Dorje Shugden in der Vergangenheit verehrt haben und es in der Gegenwart tun, weder jemals eine zusammenhängende Gemeinschaft waren noch eine eigenartige Sekte sind. Wie für alle Buddhisten, ist auch für uns das zentrale und höchste Objekt der Zuflucht die Person des Buddha. Wenn man die Verehrung einer beschützenden Gottheit als Grund nehmen wollte, jemanden als Sektenanhänger zu klassifizieren, dann wären alle tibetischen Buddhisten Sektenanhänger, da alle vier tibetischen Traditionen inklusive S.H. dem Dalai Lama eine Vielzahl von beschützenden Gottheiten verehren.

Auch möchten wir mitteilen, dass wir weder politischen Zielen nachgehen, noch die chinesische Strategie gegenüber Tibet unterstützen und auch die olympischen Spiele 2008 nicht beeinträchtigen wollen."

Dorje Shugden Charitable & Religious Society
Pressemitteilung, New Delhi, 28. April, 2008

Politischer Führer

dalai lamaDalai Lama

Die Heuchelei

Verfolgen Sie die Geschichte der dreißigjährigen politischen Kampagne des Dalai Lama, eine jahrhunderalte spirituelle Tradition zu zerstören, die ihm von seinem eigenen spirituellen Meister gelehrt wurde, und ebenso die Bemühungen derjenigen, die durch ihn verletzt werden, ihn zu stoppen:

Kurze Zusammenfassung
- Was geschieht hier?
- Detaillierte Berichte über Diskriminierungen aus Indien

Die Position des Dalai Lama
- Lobpreisung des Weisheit-Buddhas Dorje Shugden durch den Dalai Lama
- In den Worten des Dalai Lamas

Warum geschieht es?
- Warum findet diese religiöse Unterdrückung statt?
- Sind die Gründe des Dalai Lama gültig?

Bemühungen, religiöse Freiheit wiederherzustellen
- Geshe Kelsangs Offener Brief
- Das Verbot ist rechtswidrig und verfassungswidrig
- Presseberichte und Videos
- Dalai Lama für Unterdrückung der Religionsfreiheit angeklagt
- Ein Konflikt mit einer Lösung

Analyse der Situation
- Geshe Kelsangs Stellungnahme zu Sektierertum
- Kann der Dalai Lama jemals einen Fehler machen?
- Ist der Dalai Lama der einzige spirituelle Führer im tibetischen Buddhismus?
- Theokratie oder Demokratie?
- Geisterverehrung oder authentische buddhistische Praxis?
- Freiheit der Religionsausübung
- Die Rechtfertigungen des Dalai Lama
- Was würde Thomas Jefferson über den 14. Dalai Lama denken?

Beweismaterial und Berichte aus erster Hand
- Chronologischer Hintergrund
- Dokumentation über Zwist im Exil
- Politische Motivationen für das Verbot
- Zusammenfassung bis heute von Exil-Tibetern

Anhaltende Verfolgung 2008
- Jüngste Stöckchen-Abstimmung und Ruf nach Hilfe
- Erzwungene Unterschriften und Identitätsausweis-Kampagne
- Verfolgung von Mönchen an den Sera-Klöstern
- Öffentliche Erniedrigung und Ausschluss von Mönchen
- Brief an den indischen Premierminister bezüglich Rechtsverstöße
- Brief von Dorje Shugden-Anhängern
- Dringender Apell von den Sera-Klöstern
- Unterstützung durch die indische Polizei
- Brief der Western Shugden Society an die Sera-Klöster
- Von Herzen kommende Bitte von Mönchen in Mundgod
- Weitere Diskriminierungen auf der ganzen Welt geplant

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